He, she, it – s muss mit“ (für die Endung der
Verbformen im Englischen) oder „Auf der Oder wächst kein Gras“ (für die
Unterscheidung von ou und où im Französischen). Solche Eselsbrücken und
Merktipps sowie Lernkarteien und Vokabellisten versprechen eines: Möglichst
schnell eine Fremdsprache lernen. Heute möchten wir herausfinden, ob diese
Hilfestellungen wirklich zum besten und schnellsten Erlernen von Fremdsprachen
geeignet sind. Zudem werden wir das beantworten: Muss man
Grammatik und Vokabeln auswendig lernen, um eine Fremdsprache zu lernen?
Eigentlich
weiß man: Das Gehirn lernt fast von alleine…
Die Forschung befasst sich seit vielen Jahren mit
der Frage, was beim Fremdsprachenlernen im Gehirn geschieht. Obwohl auf diesem
Forschungsgebiet noch viele Fragen offen sind, steht fest: Die allgemein
bekannte Sprachlernmethode, die viele von uns noch aus der Schule kennen, ist
ungeeignet. Disziplin, Drill und Pauken vermiesten ganzen Schüler-Generationen
das Sprachenlernen. Dabei ist diese Methode veraltet und wird den Arbeitsweisen
unseres Gehirns nicht gerecht! Bei Langeweile, Angst oder Erfolgsdruck versagt
das Gehirn seine Dienste. Der Grund: Das Limbische System, das im Gehirn
für Belohnungen zuständig ist, spielt nicht mehr mit. Die Zusammenarbeit der
Nervenbahnen verlangsamt sich, die Konzentration auf das Lernen fällt schwerer.
Trotzdem ist der Wandel im Bildungssystem schon lange ausstehend.
Hirnforscher wissen: Unser Gehirn lernt fast von
alleine, sofern wir den richtigen und genügend Input zum Üben erhalten. Jede
Situation, die sich nicht um das sture Lernen, sondern um andere Inhalte
beziehungsweise um beiläufiges Erwerben von Aspekten einer Sprache dreht, ist
deshalb für das Sprachenlernen hilfreich.
Wie wichtig
sind Vokabeln?
Eine Sprache besteht aus Inhalt und Struktur.
Wörter bilden den Inhalt. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, Vokabeln zu
kennen. Ohne Vokabeln bleiben einem nur Hände und Füße zur Verständigung. Für
ein persönliches Gespräch muss zur Vokabelkenntnis noch die richtige Aussprache
hinzukommen. Die Frage ist nur, wie man sich diese
aneignet.
Wörter werden im Gehirn wie ein Netzwerk angelegt.
Unzählige Verknüpfungen bilden die richtigen Phrasen und Sätze. Je besser ein
Wort vernetzt ist, desto leichter fällt es einem im Bedarfsfall ein.
Sprachforscher, wie Vera F. Birkenbihl, raten dazu, Vokabeln grundsätzlich nie
losgelöst, also als einzelnes Wort zu lernen. Das
hat gleich mehrere Vorteile:
1. die
Vernetzung der Wörter wird unterstützt
2. man lernt die
Bedeutung der Wörter
3. das Gehirn
lernt neue Wörter leichter, wenn diese im Zusammenhang mit bereits
Bekanntem stehen
4. die Anwendung
der Wörter wird klar
5. man lernt
gegebenenfalls Mehrfachbedeutungen von Wörtern
6. der
Satzaufbau bzw. die Grammatik wird nebenbei erlernt
Wer
zum Beispiel einfach nur lernt, dass Bus auf Englisch ‚bus’ heißt, formuliert
möglicherweise den falschen Satz: I drive with the bus. Lernt
man das Wort in typischen Kombinationen wie I go by busoder I get off the bus, lassen
sich solche Fehler vermeiden.
Ein
Beispiel für Mehrfachbedeutungen ist das englische Wort für „schließen“:
Mögliche Übersetzungen reichen von to close the door (die Tür
schließen) über I conclude (ich schließe daraus)
bis hin zu to make
an agreement (einen Vertrag schließen).
Die Birkenbihl-Methode nimmt
sich diese Herangehensweise des Lernens besonders zu Herzen und verbietet
sinnloses Vokabelnpauken von vornhinein. Stattdessen wird ausschließlich mit
fremdsprachigen Texten gearbeitet. Dabei wird der Text Wort für Wort in die
Muttersprache übersetzt und immer wieder angehört, während die Übersetzungen
mitgelesen werden. Wortbedeutung, Aussprache und Grammatik wird so „in einem
Aufwasch“ erlernt. Linguajet hat die erfolgreiche
Birkenbihl-Methode als Software für PC/Mac sowie als Mobile Appumgesetzt.
Dass diese Art des Lernens
besonders gut auf die Lernweise des Gehirns zugeschnitten ist, zeigt die
Erforschung des kindlichen Spracherwerbs: Kinder lernen in ihrer Muttersprache
zunächst feste Ausdrücke und erst später einzelne Wörter. Zum Beispiel wissen
sie früh, dass immer beim Zubettgehen „Gute Nacht!“ gesagt wird. Erst viel
später analysiert ihr Gehirn, dass es sich um zwei voneinander unabhängige
Wörter handelt.
Wie wichtig ist Grammatik?
Wer
glaubt, die Grammatik nicht gut genug zu beherrschen, sollte nicht allzu
betrübt sein. Zahlreiche Studien zeigen, dass Grammatikfehler für die
Kommunikation nicht besonders störend sind. Das bewies Werner Bleyhl[1] in einem Text, welcher ergab, dass in der
Kommunikation mit englischsprechenden Menschen kommunikative und kulturelle
Fehler viel härter verurteilt werden als sprachliche. Trotzdem darf nicht außer
Acht gelassen werden, dass Grammatik neben der Wortbedeutung der wichtigste
Baustein einer Sprache ist.
Sehen wir uns einige Beispiele
an:
Schüler sagen, Lehrer haben es
gut. vs Schüler, sagen Lehrer, haben es gut.
Er will, sie nicht. vs. Er will sie nicht.
Interpunktion, also die Satzzeichensetzung – hier der Beistrich – ist wichtig, denn sie können dem Satz eine total andere Bedeutung geben. Aber auch Groß- und Kleinschreibung ist nicht zu unterschätzen:
Er will, sie nicht. vs. Er will sie nicht.
Interpunktion, also die Satzzeichensetzung – hier der Beistrich – ist wichtig, denn sie können dem Satz eine total andere Bedeutung geben. Aber auch Groß- und Kleinschreibung ist nicht zu unterschätzen:
Die
Spinnen. vs. Die spinnen.
Der gefangene Floh. vs. Der Gefangene floh.
Wie Sie hier sehen, ist Grammatik durchaus wichtig. Aber sie nützt nur, wenn Lernende Gesetzmäßigkeiten selbst entdecken. Leider lernt man in der Schule nicht unbedingt, wie man Grammatik richtig anwendet, sondern man lernt, über Grammatik zu reden. Werner Bleyhl sagt sogar, dass das ständige Pauken von grammatischen Regeln den Spracherwerb eher verhindert. Erst wenn die Lernenden umfangreich fremdsprachlichen Äußerungen und Zeichen ausgesetzt worden sind und verinnerlicht haben, kann grammatische Ordnung erkannt und genutzt werden. Für die Umsetzung bedeutet das: Grammatikregeln zu lernen macht nur dann Sinn, wenn man bereits eine gute Grundfähigkeit der Fremdsprache hat, um darauf aufzubauen. Wird Grammatik zu früh gelernt, kann es für den weiteren Lernprozess von Nachteil sein.
Der gefangene Floh. vs. Der Gefangene floh.
Wie Sie hier sehen, ist Grammatik durchaus wichtig. Aber sie nützt nur, wenn Lernende Gesetzmäßigkeiten selbst entdecken. Leider lernt man in der Schule nicht unbedingt, wie man Grammatik richtig anwendet, sondern man lernt, über Grammatik zu reden. Werner Bleyhl sagt sogar, dass das ständige Pauken von grammatischen Regeln den Spracherwerb eher verhindert. Erst wenn die Lernenden umfangreich fremdsprachlichen Äußerungen und Zeichen ausgesetzt worden sind und verinnerlicht haben, kann grammatische Ordnung erkannt und genutzt werden. Für die Umsetzung bedeutet das: Grammatikregeln zu lernen macht nur dann Sinn, wenn man bereits eine gute Grundfähigkeit der Fremdsprache hat, um darauf aufzubauen. Wird Grammatik zu früh gelernt, kann es für den weiteren Lernprozess von Nachteil sein.
Weskamp[2] erleutert, dass das menschliche neuronale
Netzwerk optimal ausgerüstet ist, um aus Beispielen und Mustern zu lernen und
„Regeln“ automatisch ableitet. Das sagte auch Vera F. Birkenbihl. Sie sprach
von sogenannten Neuromechanismen und
publizierte die gehirn-gerechte Birkenbihl-Methode zum Fremdsprachenlernen.
Diese Fähigkeit des Gehirn
kennen wir in vielen Situation des Lebens: Ein fußballbegeistertes Kind weiß
genau was Abseits ist, kann es aber selten sprachlich erklären. Viele Musiker
beherrschen Instrumente virtuos, ohne Noten lesen zu können. Menschen können
oft meisterhaft mit Sprach umgehen, würden in einem Grammatiktest jedoch
durchfallen, weil sie mit Begriffen wie „Deklination“, „Modi der Verben“ oder
„starke Konjugation“ nichts anfangen können.Moderne Lehrwerke stellen Themen,
Situationen und Texte, welche die sprachlichen Formen mit sich bringen, in den
Vordergrund, anstatt auf grammatische Struktur zu beharren. So auch die
Sprachkurse von Linguajet: Grammatikübungen gibt es
hier nicht, sondern sie wird automatisch gelernt, indem ganzheitliche Texte als
Grundlage des Lernens dienen.
Grammatik und Satzbau lernt
man also am Besten, indem man aufmerksam fremdsprachliche Texte (Bücher,
Liedtexte, Zeitschriften usw.) liest. Unser Gehirn ist clever genug, um den
Rest zu übernehmen. Übrigens: In Comics erfasst man leicht Satzbauregeln.
Grammatik
und Vokabeln sollten auf keinen Fall auswendig gelernt werden! Um eine
Fremdsprache wirklich anwenden zu können, müssen Inhalt und Struktur
gehirn-gerecht erlernt werden!
http://blog.birkenbihl-sprachen.com/2017/08/vokabeln-und-grammatik-muss-es-wirklich-sein/